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Mauerkunst Atelier für alle

Bunte Bilder statt Beton: Die Berliner Mauer wurde in den achtziger Jahren zum kollektiven Kunstwerk. Sprayer, Künstler, Schulklassen - alle verewigten sich an dem monströsen Bau. Dann fiel ihre Leinwand und mit ihr verschwanden einzigartige Werke. Heinz J. Kuzdas hat sie dokumentiert.
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Was wir wollen gibts nicht zu kaufen: Dieses Bild malte der damals unweit der Mauer wohnende Künstler Indiano (Jürgen Große). Es spielt auf die vielen Mauern an - vor allem die in unseren Köpfen.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Secret Mission by Richard Hambleton: Ein Beispiel für kollektive Kunst. An diesem Bild arbeiteten nacheinander verschiedene Künstler, unter anderen der Berliner Indiano - meist in der Nacht.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Deutschstunde: Diese Installation entdeckte ich am 25. Jahrestag der Errichtung der Berliner Mauer. Erst später nach Vergrößerung des Bildes fiel mir die Hand unten links auf, die aus dem Osten durchzugreifen schien. Die "Deutschstunde" bezieht sich offensichtlich auf den Roman von Siegfried Lenz und konnte auch als Nachhilfe für Politiker, Bürger und Touristen über Mauern, Grenzen, Machtblöcke und den Status quo verstanden werden.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Pirate Art Bye Bye Berlin: Eine der größten frühen Malereien zwischen Gropius-Bau und heutigem Abgeordnetenhaus. Die Künstler sind unbekannt.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Illusionsbild von der Michaelskirche: Die Idee zur Bemalung im Frühjahr 1988 stammte von dem Berliner Architekten Bernhard Strecker, die Ausführung übernahm der iranische, in Berlin lebende Maler Yadiga Azizy. Die Illusionsmalerei auf der Mauer rekonstruierte den Blick auf das dahinterliegende einstmals von Booten belebte Engelbecken und die angrenzende Michaelskirche. Der See ist heute wieder existent.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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I like Beuys: Dieses Bild zeigt die Wandelbarkeit der Kunst - manchmal über Nacht. Die schwarzen Silhouetten stammen von dem New Yorker Künstler Richard Hambleton, der sie in mehr als 500 Städten weltweit als "Secret Mission" hinterließ. Die Ummalung ergänzte unter anderem der Berliner Künstler Indiano. Eines Tages gesellte sich auch noch der Schriftzug "I like Beuys" dazu - und später die Korrektur. Fertig war das kollektive Kunstwerk, heute als Poster populärer denn je.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Berlin Home of fallen Angels: Das Bild von einem unbekannten Maler spielt auf die Szene der Schwulen in Berlin an - "Berlin, Heimat der gefallenen Engel".

Foto: Heinz J. Kuzdas
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All together now: Betaniendamm - eine Mauerstrecke, die bei Künstlern sehr beliebt war und sich permanent veränderte.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Positiv Vibration: Nur eine positive Schwingung, schien mir, kann diese Mauer in meiner Lebensperiode erschüttern - und es ging!

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Zahme Vögel singen von Freiheit - Wilde Vögel fliegen: Immer öfter erschienen in den achtziger Jahren Beton-Poesien oder ironische Sprüche an der Mauer, die einen neuen Zugang zu dem Stein gewordenen Status quo versuchten.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Graffiti Lane: Der weiße Strich - Protest gegen Kunst an der Mauer - zog sich mehrere Kilometer lang vom Potsdamer Platz bis zu Betaniendamm.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Den hellsten Stern am Himmel suchend: Nur für gute Freunde schrieb ein Unbekannter ein Liebesgedicht bereits 1983 auf die Mauer des menschenleeren Potsdamer Platzes.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Gruß aus Kassel: Von einem unbekannten Maler - der Durchbruch durch scheinbare immer neue Mauern.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Clown von Christoph Bouchet: Der weiße Strich durch das Bild war eine Aktion von Ex-DDR-Bürgern, die von der BRD freigekauft worden waren. Sie richtete sich gegen Kunst an der Mauer, die das Bauwerk verschönerte.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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100 Years State of Liberty: Thierry Noir und Christoph Bouchet, zwei Franzosen, malten diese 100 State of Liberty anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Friedensstatue NYC". Leider wurde es bald schon durch die Aktion von Keith Haring übermalt.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Menschenkette: Keith Haring kam speziell für diese Arbeit nach Berlin - er war der wohl berühmteste internationale Künstler an der Mauer und starb leider bald danach.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Keith Haring am Checkpoint Charly: Als ich Keith Haring, einen der bekanntesten Berliner Mauermaler, darauf hinwies, dass er sich mit seinem Kunstwerk genau genommen vier Meter von der Grenzlinie entfernt auf Ost-Berliner Territorium befinde und riskiere, festgenommen zu werden, blieb er gelassen: Er fände das eine gute PR-Aktion, antwortete Haring.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Tourismus an der Berliner Mauer: Yasmin aus Madrid war im Juli 1987 nur für wenige Tage in Berlin und von der Kunst an der Berliner Mauer begeistert.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Think Global - Denke Global: Indiano, mit bürgerlichen Namen Jürgen Große, vor seinem Bild "Think Global - Change Life - Save the Earth".

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Carolin und Ron English: Meine Tochter vor dem Bild von Ron English an der beliebtesten Stelle der Mauer am Checkpoint Charly - dort, wo Tausende Touristen von einer Aussichtsplattform aus einen Blick auf die Grenzanlagen und Ost-Berlin warfen. Bilder an diesem Ort blieben höchstens zwei Wochen erhalten - dann wurden sie übermalt.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Thierry Noirs Himmel über Berlin: Die Bilder des Franzosen Thierry Noir boten die Kulisse für Wim Wenders Film "Der Himmel über Berlin", 1987.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Picasso on the street: Die ersten 500 Meter Malerei der französischen Künstler Thierry Noir und Christoph Bouchet am Betaniendamm - danach wurde die Mauer immer bunter.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Running Man von Jonathan Borowsky: Diese Figur, den weißen Mann, hatte der amerikanische Künstler Jonathan Borowsky im Jahre 1982 anlässlich einer Ausstellung im Gropius-Bau spontan an die Mauer gemalt - es war eines der ersten Kunstwerke, damals noch völlig ohne Ummalung. In der Folgezeit wurde sie von unbekannten Enthusiasten - sich täglich verändernd - in eigene Werke integriert, und schließlich von den Franzosen Noir und Bouchet veredelt. Im Vordergrund: meine Tochter Carolin.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Hommage a la Fontaine: Das Bild wurde von den Franzosen Thierry Noir und Christoph Bouchet 1985 in der Einöde des damaligen Potsdamer Platzes gemalt. Es spielt auf die zahlreich sich vermehrende Hasenpopulation im Grenzbereich an. Deren Leben und Freiheit dort schien nahezu grenzenlos.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Betaniendamm: Das Bild wurde von der Aussichtsplattform am Betaniendamm aufgenommen und zeigt auch den Mauerstreifen und die weiße Hinterlandmauer auf der Ostseite.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Massage und Wellness: Eine Aktion gegen die von einigen als Verschönerung der Mauer empfundene Kunst machte auch vor diesem Bild nicht Halt. Ehemalige Friedensaktivisten aus Weimar zogen einen weißen Strich.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Abstrakte Kunst: Auf dem Foto ist erkennbar, dass sich die Mauer circa vier Meter weit auf Ost-Berliner Gebiet befand, die Grenze verlief eigentlich an der Straße. Mauermaler begaben sich daher jeweils auf fremdes Hoheitsgebiet.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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In alle Welt: Diese Bilder wurden hauptsächlich von Kiddy Citny und Thierry Noir gemalt. Zu der Zeit, als die Mauer fiel, stand auf dem Streifen davor eine Wohnwagensiedlung. "Mauerspechte" konnten der Betonwand deshalb nichts anhaben, die Mauerteile samt Kunst blieben bis zu ihrer Demontage gut erhalten und wurden schließlich in Monaco in alle Welt versteigert.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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For sale - zu verkaufen: Fertig zum Abtransport zur Versteigerung nach Monaco - die Berliner Mauer für die Welt.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Thierry Noirs Portraits: So verschwand die Berliner Mauerkunst durch die Massen der Mauerspechte.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Einmal nach drüben: Nach dem 9. November 1989 wurde die Mauer löchrig. Für Souvenirsammler begann die Jagd nach originalen Steinen der Berliner Mauer - ein "Piece of Peace", wie man sagte, ein Stückchen Frieden. Zuerst hatte ich die beiden Noch-Grenzer der DDR zu einem heißen Glühwein eingeladen, dann bekam ich die Erlaubnis, mein letztes Mauerfoto mit meiner Tochter auf der anderen Seite zu machen.

Foto: Heinz J. Kuzdas
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Auf der Mauer: Im Frühjahr 1989, Ort unbekannt, sitzt ein Arbeiter auf der Berliner Mauer.

Foto: Hielke Gerritse/Chris Scholte
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Bruderkuss: Diese kuriose Darstellung des sogenannten Bruderkusses war im Jahr 1990 auch auf der Berliner Mauer anzuschauen.

Foto: Wolfgang Jochims